DON GIOVANNI- TRILOGIE TEIL 3
FORUM HAMBURG
12. April 2018 Premiere
Nach Amadeus Mozarts Don Giovanni
Regie · Alicia Geugelin
Multimediakomposition · Pedro González Fernández
Komposition · Steven Tanoto
Bühnenbild · Christin Schumann
Kostüm · Pia Preuß
Dramaturgie · Elise Schobeß
Mit · Marie Sophie Richter, Luise Lein, Nora Kazemieh, Cora Suvi, Benjamin Lyko, Andrea Marchetti, Lorenz Rommelspacher, Marco Zelaya
Klavier und musikalische Leitung · Megumi Kuroda
Violine · Inhwa Hong
Viola · Nefeli Galani
Violoncello · Michael Heupel
Don Giovanni gibt dem Komtur die Hand und schwebt zwischen Leben und Tod - die letzten Minuten, gedehnt zu einer Stunde. Anteile Don Giovannis kämpfen um Vorherrschaft in seinem Kopf, zusammengepfercht in einen Raum ohne Zeitgefühl. Sie sind Spielball von außen kommender Bedrohung, Gedankenblitze wirbeln durcheinander und die Uhr tickt. Auf was warten sie: Leben, Tod, Verdammnis?
Ausstellung und Musiktheater in Einem: Ganz nah kann man unseren Interpretationen der giovann’ schen Psyche kommen. Ist er Sisyphos, Lügner oder doch ein Angsthase?
PRESSESTIMME
"... Es wäre naheliegend, dass die Regisseurin die Rollenausprägungen nicht vorgegeben hat, sondern die vielmehr im Wesentlichen durch Ideen der Sänger selbst kreiert wurden. Anders ist die wunderbare Intensität des Ausdrucks im Einzelnen nicht erklärbar. Dazu gehört auch die Kunst des Verbiegens der Mezzosopranistin Luise Lein. Im Gegensatz zu diesen in Teilen skurrilen, individuellen Rollenporträts stehen unvermittelt Szenen großer Verunsicherung, wenn aller Maskenkitt zerfällt, sich die Angst ausbreitet und alle Spieler wie Billardkugeln allein oder wie in einer choreografierten Gruppe zusammengeführt werden. In solchen Momenten verlischt sofort alle äußere Geste oder Pose, und Hilflosigkeit sowie massive Angst machen sich breit. Die Tiefenwirkung dieser Momente menschlicher Schwäche und Todesangst stehen letztlich weit vor den äußeren, auf die öffentliche Wirkung bedachten Auftritten. Das dann einsetzende zwischen den Welten Schweben wird zudem durch den transgeschlechtlichen Auftritt in den fantasievollen Kostümen von Pia Preuß mit von den Männern getragenem Brautschleier und Stöckelschuhen und dem lustvollen Spiel aller Beteiligten unterstrichen. Alle Solisten tragen stark graumelierte Haare, was den Eindruck der Unwirklichkeit und Vergänglichkeit weiter erhöht.
Die Bühne von Christin Schumann mit wenigen Versatzstücken aus der Geschichte Don Giovannis ist zusammen mit den Kostümen in striktem Weiß gehalten und schafft zusammen mit den Beleuchtungs- und Multimediaeffekten eine unwirkliche Atmosphäre. Eine im Hintergrund leuchtende, optisch verfremdete Uhr läuft vorwärts, oft rückwärts oder gerät ganz außer Rand und Band im Handlungsverlauf.
Bei diesem Konzept im Kopf des Don Giovanni wird unausweichlich klar, dass dieser selbst angesichts seiner Begegnung mit den teils liebenswerten, an Äußerlichkeiten orientierten, am Ende immer so menschlich-schwachen, angstvollen und zerbrechlichen Weggefährten ganz bewusst Außenseiter werden und bleiben wollte oder gar musste. Stolz und Hochmut, diese Grenzen einer eingeengten und verletzlichen Welt herauszufordern und wenigstens für eine Zeit zu überschreiten, sind nachgerade zwingend. ..."
- Kulturmagazin O-Ton, 23.04.18